Warum macht uns zu viel Konsum und Materialismus unglücklich?
Dass wir durch die Anhäufung von materiellen Gütern nicht unbedingt glücklicher werden, ist inzwischen schon umfangreich untersuchter Fakt. Was jedoch noch relativ unbekannt ist, ist dass bereits das Streben danach mehr besitzen zu wollen unser Wohlbefinden deutlich verschlechtert.
Materialismus macht uns krank
Die zwei amerikanischen Psychologen Richard M. Ryan und Tim Kasser haben in einer großen Anzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt, dass Menschen mit sehr materialistischen Wertvorstellungen ein geringes psychisches und physisches Wohlbefinden zeigen. Menschen mit weniger materialistischen Vorstellungen schneiden bei all diesen Untersuchungen als deutlich glücklicher ab.
In deren Studien arbeiten die zwei Wissenschafter mit dem so genannten „Aspiration Index„. Dafür wurden Versuchspersonen verschiedenste Ziele gezeigt und sie mussten angeben, welche dieser Ziele höhere und welche eine niedrigere Wichtigkeit aufweisen. Dabei wurden materialistischere Ziele mit anderen Zielen, wie gute Beziehungen mit anderen Personen, Familiärer Zusammenhalt, usw gemischt und den Versuchspersonen zur Auswahl gestellt.
Personen, denen materielle Ziele sehr wichtig sind, zeigten in den Studien weniger Lebensfreude und Selbstverwirklichung und gleichzeitig mehr depressive Muster und Ängstlichkeit als Menschen, für die einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten oder gute Beziehungen zu haben wichtig war.
Eine andere Studie ergab, dass Menschen, die nach Ansehen und Ruhm streben auch deutlich mehr physische Stress-Syptome, wie Kopfschmerzen, Magenprobleme, usw aufwiesen, als weniger Status-orientierte Personen.
Zusätzlich scheinen stark materialistische Haltungen auch unsere täglichen Erfahrungen negativ zu beeinflussen. Beispielsweise gaben materialistisch veranlagte Versuchspersonen an, tagtäglich deutlich weniger positive Emotionen zu erleben, als Personen die weniger auf Besitz fokussiert sind.
Ein starker Fokus auf Besitz und Konsum wirken sich also deutlich negativ auf unsere generelle Lebensqualität aus!
Was können wir dagegen tun?
Eine Studie hat gezeigt, dass der deutsche Konsument jeden Tag im Durchschnitt 6.000 Werbeeindrücke wahrnimmt. Dass wir alle zu einem gewissen Ausmaß materialistische Werte internalisiert haben, ist daher in der heutigen Konsumgesellschaft nicht verwunderlich. Personen die viel fernsehen oder deren Eltern diese Werte schon stark verinnerlicht haben, zeigen auch eine starke Tendenz zu einer materialistischeren Veranlagung. Langfristig wirken sich solche Prägungen jedoch auch drauf aus, wie wir unser Leben organisieren.
Denn sie beeinflussen die Einstellungen die wir gegenüber anderen Personen oder Objekten aufweisen, beeinflussen unsere langfristigen Ziele und verändern unsere generellen Verhaltensweisen.
Besitz und Konsum ist nicht der Schlüssel zu unserem Glück, sondern er hält uns vielmehr davon ab, ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen. Dies wäre natürlich ein starkes Argument unseren Konsum zu reduzieren. Doch wie schaffen wir es den Verlockungen der Werbeindustrie zu entkommen?
Es ist nicht erforderlich, dass man in völliger Abstinenz leben, um den Gefahren von zu hohem Materialismus aus dem Weg zu gehen. Ganz im Gegenteil – eine gewisse Verfügbarkeit von Ressourcen erhöht unser Sicherheitsgefühl, und das ist ein sehr wichtiges Grundbedürfnis, welches erfüllt werden muss, um sich wohl zu fühlen.
Wichtig ist jedoch, eine Balance zwischen immateriellen und materiellen Zielen zu halten.
Du solltest dich daher das nächste mal wirklich selber fragen, ob du diese teure Jacke oder das neueste iPhone benötigst, um dich besser zu fühlen.
- Wie hast du dich in der Vergangenheit gefühlt, nachdem du dir einen teuren, materialistischen Wunsch erfüllt hast?
- Hast du dich danach wirklich besser gefühlt?
- Warum war dir dieses Produkt so wichtig?
Wer langfristig glücklicher sein möchte – und nebenher auch unserem Planeten einen Gefallen tun möchte – der sollte damit beginnen sein Konsumverhalten etwas kritischer zu reflektieren. Stell dir ab und zu dir Frage, was hinter dem Wunsch nach einem bestimmten Produkt steckt und versuche dieses Ziel auf einen anderen Weg zu erreichen.
Ganz häufig steckt hinter dem Wunsch ein bestimmtes Produkt zu besitzen nämlich ein viel tiefer liegendes Bedürfnis, welches wir auch durch den Kauf nicht wirklich befriedigen konnten. Unsere „einfachste“ Lösung darauf ist, uns auf den nächsten Kauf zu stürzen – ein Teufelskreis.
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