Die Fugger: Aufstieg zur Macht – Wie die reichste Familie der Welt ihr Vermögen machte
In einer der neuesten Episoden des „Geschichten aus der Geschichte“-Podcasts stolperte Monkee-Gründer Martin Granig über eine Geschichte, die ihn auf eine ganz besondere Weise faszinierte. Sie handelt von einer der reichsten und einflussreichsten Familien der Welt, deren historische Spuren auch in seiner Heimat Tirol zu finden sind – den Fuggern. Dieser Podcast regte ihn dazu an, die erstaunliche Geschichte der Fugger und ihren atemberaubenden Aufstieg zur Macht genauer zu beleuchten.
So entstand die Idee für diesen Artikel, in dem wir uns gemeinsam auf eine spannende Zeitreise begeben. Wir entdecken, wie die Fugger ihr enormes Vermögen angehäuft haben und welche geschickten Schachzüge sie dabei gemacht haben. Wir erforschen ihre tiefgreifenden Verbindungen zu Tirol und wie sie von hier aus ihre Macht in ganz Europa und darüber hinaus ausdehnten. Lassen Sie uns also in die faszinierende Welt der Fugger eintauchen und dabei vielleicht auch einige Inspirationen für unsere eigenen finanziellen Reisen mitnehmen.
Jakob Fuggers beispielloses Vermögen und seine Erfolgsformel
Jakob Fugger, der reichste Mensch, den es jemals gab, besaß ein umgerechnetes Vermögen von 400 Milliarden Dollar in heutiger Währung. Der Augsburger Unternehmer fand seinen Weg zum Erfolg auf ähnliche Weise wie der berühmte Steve Jobs.
Der Brief, der den Kaiser zum Zahlen aufforderte
Im Frühjahr 1523 erhielt Kaiser Karl V., das mächtigste Staatsoberhaupt der westlichen Welt, einen Brief. Als Leiter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, König von Spanien, Neapel, Jerusalem, Herzog von Burgund und Träger von 76 weiteren Titeln, wurde er als omnipotent angesehen. Sein Reich erstreckte sich von Europa über den Atlantik bis nach Südamerika und war das erste, in dem die Sonne niemals unterging. In dem Brief wurde der Habsburger aufgefordert, seine Schulden sofort und inklusive aller Zinsen zurückzuzahlen.
Der Mann, der den Kaiser zur Zahlung aufforderte
Nur eine ungewöhnliche Persönlichkeit hätte den Mut gehabt, den Kaiser aufzufordern, eine Schuld zurückzuzahlen, insbesondere einen Herrscher, dem man göttliche Fähigkeiten zuschrieb und den viele als irdischen Gott bezeichneten. Der Absender dieses Briefes war Jakob Fugger, ein Finanzmagnat, der in seiner eigenen Arena als eine Art Kaiser galt.
Zum Zeitpunkt des Briefes war der Enkel eines Bauern nicht nur Europas mächtigster Bankier, sondern auch der reichste Mann seiner Zeit, der sogar die Medici von Florenz in den Schatten stellte. Aber auch die heutigen Milliardäre können nicht mit dem Reichtum eines Jakob Fugger konkurrieren, wenn man sein Vermögen in heutiger Kaufkraft berechnet.
Fuggers bemerkenswerter Aufstieg liefert eine Art Blaupause dafür, wie man nicht nur reich, sondern extrem reich wird. Fugger, der Mann, der es wagte, den Kaiser zur Zahlung aufzufordern, hat nichts Neues erfunden oder entdeckt. Aber er hat bewährte Methoden, wie die doppelte Buchführung, auf innovative Weise kombiniert und damit eine herausragende Managementleistung erbracht.
Ein weiterer Baustein in Fuggers Erfolgsgeschichte war sein Talent für Netzwerkarbeit. Er knüpfte Beziehungen zu den richtigen Leuten und hatte keine Scheu, diese bei Bedarf auch wieder loszuwerden. Neben seiner rücksichtslosen Art hatte er eine weitere Eigenschaft: Er arbeitete unermüdlich. Aber er wusste, dass er allein durch Arbeit nicht reich werden würde. So zögerte er nicht, in kritischen Momenten hohe Risiken einzugehen und zu spekulieren. Obwohl es manchmal schief, gewann er meistens und häufte damit ein enormes Vermögen an.
Das Vermögen Jakob Fuggers im Vergleich
Gemäß den Berechnungen des Autors Greg Steinmetz, dessen Buch über „Der reichste Mann der Weltgeschichte: Leben und Werk des Jakob Fugger“ nun in deutscher Sprache erhältlich ist, hatte Jakob Fugger gegen Ende seines Lebens etwa 2,1 Millionen Gulden angesammelt. Damit war er nicht nur der erste dokumentierte Millionär, sondern übertrifft auch die heutigen Superreichen.
Trotz des beträchtlichen Vermögens von Jeff Bezos, der derzeit an erster Stelle der Reichenliste steht, entspricht sein Gesamtvermögen von rund 146 Milliarden Dollar (135 Milliarden Euro) nicht einmal 0,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA. Im Gegensatz dazu repräsentierten Jakob Fuggers Vermögenswerte mehr als zwei Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts seiner Zeit.
Wenn man Fuggers Vermögen auf heutige Bedingungen umrechnet, würde es unglaubliche 400 Milliarden Dollar (354 Milliarden Euro) betragen. Nur die Rothschilds, die im 19. Jahrhundert die mächtigste Bankiersfamilie der Welt waren, kamen diesem Wert nahe. Im Vergleich dazu verfügt der aktuell reichste Deutsche laut Bloomberg, der Industrieerbe Georg W. Schaeffler, Gesellschafter der Schaeffler Gruppe und Großaktionär von Continental, inflationsbereinigt nur über ein Zwanzigstel von Fuggers Vermögen.
Es ist erwähnenswert, dass in der Geschichte nur ein anderer Mann, Mansa Musa (einen Artikel über Mansa Musa findest du hier), der König des westafrikanischen Mali-Reichs im 14. Jahrhundert, mit Fuggers unglaublichem Reichtum konkurrieren konnte. Auch sein Vermögen wird auf rund 400 Milliarden US-Dollar geschätzt, was ihn neben Fugger zu einem der reichsten Männer der Geschichte macht.
Geschichtlicher Abriss zur Erfolgsgeschichte von Jakob Fugger und die Rolle von Tirol und Schwaz
Jakob Fugger: Die Anfänge in der Bergbauindustrie
Jakob Fugger machte seine ersten Geschäftserfahrungen im frühen Bergbau, wobei er Silber direkt an seine eigene Firma verkaufte. Seine Verantwortung erstreckte sich über die Handelsroute Augsburg – Tirol – Venedig – Rom, welche eine Schlüsselrolle in der Entwicklung seines Unternehmens spielte.
Tirol und Schwaz: Dreh- und Angelpunkt des Fugger-Imperiums
Um das Jahr 1485 errichteten die Fugger eine Handelsstation in Innsbruck, die später nach Hall und schließlich im Jahr 1539 nach Schwaz verlegt wurde. Jakob Fugger selbst stieg 1485 durch einen kleinen Kredit an den Tiroler Landesherrn, Erzherzog Sigmund, in das Geschäft ein. Sigmund befand sich trotz seiner umfangreichen Bergbauzulassungen in ständiger Geldnot und war auf wiederholte Kredite angewiesen. Jakob Fugger sprang als Kreditgeber ein und sicherte den Fuggern im Gegenzug einen erheblichen Anteil am Silber- und Kupferabbau. Bis zum Jahr 1517 finanzierten die Fugger nahezu die Hälfte des Tiroler Staatshaushalts und zogen aus ihren umfangreichen Rechten in Schwaz jährliche Einnahmen von rund 200.000 Gulden.
Verbindung mit Maximilian I. und die Fugger-Expansion
Jakob Fugger spielte eine entscheidende Rolle bei der Ausdehnung der Geschäftsbeziehungen zu Maximilian I., der seit 1486 Mitregent des Heiligen Römischen Reiches war. Aufgrund dieser Beziehung stiegen die Fugger zu einem der wichtigsten Finanziers von Maximilian auf.
Die Gründung des Fugger-Bergbauunternehmens
Im Jahr 1494 wurde die Fugger-Firma in eine der ersten europäischen offenen Handelsgesellschaften umgewandelt und in „Ulrich Fugger und Gebrüder von Augsburg“ umbenannt, was die Gleichberechtigung der drei beteiligten Brüder widerspiegelte. In den folgenden Jahren nutzte Jakob Fugger das enorme Wachstumspotential im Bergbau und Erzhandel durch den Erwerb von Bergwerksrechten und -erträgen in Tirol, insbesondere in Schwaz, zu seinem finanziellen Vorteil.
Dominanz im Kupferhandel und der „Ungarische Handel“
Durch die Gründung des „Ungarischen Handels“ im Jahr 1494 etablierte Jakob Fugger ein mächtiges Montanunternehmen, das eine dominierende Stellung im Kupferhandel im Heiligen Römischen Reich einnahm. Mit seiner Kontrolle über die Kupfermärkte in Venedig, Oberungarn und Tirol erreichte die Augsburger Firma eine marktbeherrschende Stellung im europäischen Kupfergeschäft.
Die Hanse und die Fugger: Ein Handelskonflikt entsteht
Die Hanse, eine Vereinigung von Kaufleuten aus Niederdeutschland, hatte das Monopol auf den Handel in der Nord- und Ostsee. Die Fugger, angeführt von Jakob, waren in direktem Wettbewerb und transportierten ihre Waren auf eigens errichteten Straßen und Flüssen zur Ostsee und von dort nach Antwerpen und Portugal. Mit der Entdeckung der Überseerouten verlor die Hanse allerdings an Bedeutung, während Handelszentren wie Antwerpen, wo Jakob Fugger ein Handelshaus besaß, aufblühten. Trotz wiederholter Konflikte mit der Hanse konnten die Fugger ihre Handelsinteressen erfolgreich ausbauen, während die Hanse die Expansion der Fugger in das Baltikum hinnehmen musste, unterstützt von Dänemark und Russland.
Die Fugger und ihre Beziehung zum Vatikan
Die Fugger waren das erste oberdeutsche Handelshaus, das Handelsbeziehungen mit der Kurie des Vatikans unterhielt. Sie finanzierten die Rekrutierung der Schweizergarde des Vatikans und hatten sogar zeitweise die römische Münzprägeanstalt gepachtet. Die Fugger waren zudem am Ablasshandel beteiligt, der zur Finanzierung von Kirchen und anderen Projekten genutzt wurde. Dieser Handel führte allerdings zu erheblichen Konflikten und trug zur Durchsetzung der Reformation in Deutschland bei.
Jakob Fugger und der Beginn des Überseehandels
Trotz der untergeordneten Bedeutung des Warenhandels für die Fugger im Vergleich zu ihren Bergbauaktivitäten, ist Jakob Fuggers Beteiligung an frühen Handelsexpeditionen bemerkenswert. Nach der Entdeckung der Seeroute nach Indien durch Vasco da Gama im Jahr 1498 beteiligte sich Jakob Fugger am Gewürzhandel und eröffnete eine Handelsstation in Lissabon. Trotz einiger erfolgreicher Geschäfte blieben die Fugger jedoch vorsichtig im Umgang mit dem Fernen Osten und dem neu entdeckten Amerika. Ihre strategische Vorsicht und die sorgfältige Verwaltung ihrer Finanzen trugen maßgeblich zu ihrem enormen Reichtum und ihrem langanhaltenden Erfolg bei.
Ein Visionär im Geiste von Steve Jobs
Jakob Fugger war ein Mann, der an sich glaubte und die Normen der Gesellschaft, in der er lebte, nicht einfach akzeptierte. Er war ein geistiger Revolutionär in einer Zeit des Umbruchs, ähnlich wie Steve Jobs viele Jahrhunderte später. Fugger und Jobs hatten eine gemeinsame Ablehnung der vorgegebenen Normen und glaubten an die Macht der Veränderung und Innovation.
Weder Fugger noch Jobs waren die Erfinder ihrer jeweiligen Branchen. Doch beide schufen ein Ökosystem, das schwer zu ignorieren war und in dem sie ihre Visionen von der Welt zum Ausdruck bringen konnten. Fugger baute seine Faktoreien und Manufakturen detailversessen zu einem hocheffizienten System aus, ähnlich wie Jobs mit seinen Produkten. Beide trieben ihre Mitarbeiter zu Höchstleistungen an und nutzten dabei neue Techniken und Methoden.
Fuggers und die Gründung des Vorläufers von Nachrichtenagenturen
Eine dieser Methoden war die doppelte Buchführung, die in Italien bereits bekannt war, aber nördlich der Alpen noch nicht. Zudem baute Fugger einen eigenen Nachrichtendienst auf, der als Vorläufer der heutigen Nachrichtenagenturen gesehen werden kann. Dank dieses Dienstes erhielt Fugger wichtige Informationen viel früher als seine Wettbewerber und konnte entsprechend agieren.
Aber all das Wissen und Geschick hätte Jakob Fugger nicht zu dem gemacht, was er war, hätte es nicht einen Wandel in der politischen Landschaft gegeben. Zu seinen Lebzeiten stiegen die Habsburger zu einer europäischen Großmacht auf. Sie brauchten Kapital und Waffen, um ihren Aufstieg zu finanzieren – und Fugger lieferte beides. Er nahm Risiken in Kauf, die die Existenz seines Unternehmens bedrohten, doch er hatte Glück.
Es braucht immer auch ein Quäntchen Glück, um ein solches Vermögen aufzubauen. Doch am Ende war es das Geld, das den Banker mächtiger machte als den Kaiser. So mächtig, dass er es sich sogar erlauben konnte, ihm ein Mahnschreiben zu schicken. Jakob Fugger ist ein Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn man seine Visionen verfolgt und die bestehenden Normen in Frage stellt.
Falls eure Neugierde auf beeindruckende Persönlichkeiten aus der Geschichte, die sowohl einflussreich als auch vermögend waren, noch nicht gestillt ist, dann haben wir gute Nachrichten für euch. In unserem Blog-Archiv warten weitere fesselnde Artikel darauf, von euch entdeckt zu werden:
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