Eine kleine Geschichte der Schulden – Erkenntnisse aus dem Buch „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ von David Gräber
In einer Welt, in der Finanzen und Wirtschaft einen bedeutenden Teil unseres täglichen Lebens ausmachen, können wir das Vorhandensein von Schulden kaum ignorieren. Sie sind ein bedeutendes Bindeglied, das die Dynamik unserer Gesellschaft beeinflusst – sie können sowohl zu einem Aufschwung als auch zu einer Krise führen. Ihre historische Rolle als Instrumente sozialer Kontrolle und politischer Macht zeigt sich in ihrer tiefgreifenden Verankerung im Finanzsystem und in den wirtschaftlichen Mechanismen. Um die Wirklichkeit, in der wir uns bewegen, vollständig zu begreifen, ist ein tiefgehendes Verständnis der Rolle von Schulden unerlässlich.
Schulden sind seit jeher ein Bestandteil menschlicher Gesellschaften, doch scheint die aktuelle Lage beispiellos. Die Statistiken sind alarmierend: Schätzungen zufolge beläuft sich die globale Verschuldung auf unglaubliche 200 Billionen US-Dollar. Das bedeutet, dass für jeden Dollar, den jemand verdient, ein weiterer Dollar an Schulden an anderer Stelle existiert. Was also können wir aus der Historie der Verschuldung lernen?
In dieser Hinsicht stieß unser Mitgründer Martin Granig auf ein Buch, das seinen Blick auf Schulden und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft revolutioniert hat. Der Titel dieses bemerkenswerten Werks? „Schulden: Die ersten 5000 Jahre„, verfasst von David Graeber. Dieses Buch fesselt nicht nur durch seinen einzigartigen historischen Blickwinkel auf die Evolution der Schulden, sondern auch durch seine Fähigkeit, ein Licht auf die Relevanz dieser Evolution für unsere aktuelle Situation zu werfen.
In diesem Blog-Artikel nehmen wir Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch einige der wichtigsten Erkenntnisse aus Graebers Buch. Wir werden die Erkenntnisse und Konzepte diskutieren, die uns am meisten beeindruckt haben, und versuchen, ihre Anwendbarkeit auf die Welt, in der wir heute leben, zu beleuchten. Seien Sie gespannt und lesen Sie weiter, um eine neue Perspektive auf Schulden und ihre Auswirkungen zu gewinnen!
Entschleiert: Das Wesen der Schulden durch die Augen von David Graeber
Stellen Sie sich ein Kaleidoskop vor, das, wenn man durch es hindurchblickt, das Konzept von Schulden in bunten Farben und verschiedenen Mustern darstellt. In diesem geistigen Bild sehen wir David Graebers Buch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ als dieses Kaleidoskop. Graeber, ein renommierter US-amerikanischer Anthropologe und zentraler Akteur der Occupy-Bewegung, geht weit in die Geschichte zurück und entdeckt dabei ein universelles Muster: Schulden als kulturelles Konzept, tief verwurzelt und allgegenwärtig. Und seine Entdeckungen? Sie sind nicht weniger als ein Paradigmenwechsel.
Um die Kernbotschaft von Graebers Buch vollständig zu erfassen, erfordert es von uns, eine offene Denkhaltung einzunehmen. Graeber, der als Wegbereiter der „anarchistischen Anthropologie“ und führende Figur der Occupy-Bewegung bekannt ist, wird oft missinterpretiert. Doch entgegen den vorschnellen Urteilen, Graebers Theorien seien „abstrus“, entblößt sein Werk tiefgreifende, radikale Einsichten, die das Potenzial haben, unser Verständnis von Schulden zu transformieren.
Graeber selbst merkt an: „Ich habe den Hinweis auf einen generellen Schuldenerlass primär als konzeptionelle Vorgabe zur Diskussion gestellt. […] Auf die eine oder andere Weise wird es sowieso zu Schuldenerlassen kommen. Wir sollten die dramatische Situation nutzen, andere Dinge zu ändern, Dinge, die verändert werden müssen.“
In „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ führt uns Graeber durch die facettenreiche Landschaft der kulturellen Bedeutung von Schulden, indem er ihre Geschichte untersucht. Sein Fokus liegt nicht auf der Suche nach sofortigen Lösungen für die aktuelle Schuldenkrise, sondern vielmehr auf dem Infragestellen der kulturellen Annahmen, die der modernen Ökonomie zugrunde liegen. Dabei reist er durch die letzten 5000 Jahre, in denen Volksaufstände häufig mit der symbolischen Vernichtung von Schuldenaufzeichnungen – Papyrusrollen, Tafeln oder Kontobücher – begannen.
Eine der grundlegenden Erkenntnisse, die Graeber zu Tage fördert, ist die Infragestellung des Mythos des Tauschhandels, wie er von Adam Smith beschrieben wird und der viele Geld-Theorien untermauert:
„Uns allen wurde als gesunder Menschenverstand diktiert, dass alles mit Tauschhandel begann, dann wurde das Geld erfunden und dann kam das Kreditsystem. Das Interessante ist, dass dies historisch nicht wahr ist. […] Tatsächlich gab es Kreditsysteme Jahrtausende bevor es Geld gab.“
Ein weiterer Schwerpunkt in Graebers Arbeit ist die Erkenntnis, dass Geld entweder als Maßeinheit für Kredite oder als Eigenwert in Form von Münzen fungierte, abhängig vom historischen Kontext. Hier spielt auch der Faktor Krieg eine entscheidende Rolle, da Geld häufig im Kontext von Krieg und militärischer Expansion eine feste Form in Münzen annahm. Laut Graeber gingen Zeiten der Münzprägung oft mit massiven Schuldenkrisen einher, die in der Regel durch die Gewährung allgemeiner Schuldenerlasse gelöst wurden.
Aber die Evolution des Geldes und der Schulden sind nicht nur trockene Themen der Ökonomie. Graeber zeigt auf, dass die Art und Weise, wie eine Gesellschaft über Schulden denkt, tiefgreifende Auswirkungen auf ihre soziale Struktur, ihre Moral und ihre Kultur hat. In vielen Kulturen wird Schuldengefühl als etwas Moralisch Verwerfliches angesehen und dient als Werkzeug zur Kontrolle und Unterdrückung.
Er betont, dass diese negativen Auswirkungen nicht unvermeidlich sind. Schulden und Kreditsysteme können auf gesunde Weise funktionieren, wenn sie mit Gerechtigkeit und Menschlichkeit behandelt werden. Er argumentiert, dass in vielen traditionellen Gesellschaften das Kreditsystem als eine Art soziale Sicherheitsnetz diente, indem es Menschen ermöglichte, sich in Zeiten des Bedarfs gegenseitig zu unterstützen.
Entzaubert: Das wahre Gesicht von Schulden durch die Linse von David Graeber
Schulden – sie sind viel mehr als bloß Zahlen auf einem Kontoauszug. Sie sind vielmehr ein soziales Bindeglied, das sich über die Zeitalter der menschlichen Zivilisation hinweg entwickelt hat und bis heute eine zentrale Rolle in unserem Leben spielt. Wenn wir über Schulden sprechen, meinen wir die Verpflichtung, eine gewisse Summe Geld zurückzuzahlen – oft plus Zinsen – die von einer Person oder Institution an eine andere geliehen wurde. Und obwohl sie häufig aus verschiedenen Formen von Krediten wie Bankdarlehen oder Kreditkartenschulden entstehen, entfaltet sich ihre wahre Bedeutung und ihr Einfluss erst im Kontext unserer gesellschaftlichen Verflechtungen und Beziehungen.
David Graeber nimmt uns in seinem Buch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ auf eine Reise mit, die tiefer in die Geschichte, Funktionen und Auswirkungen von Schulden auf unsere moderne Existenz eintaucht. In diesem Blog-Beitrag möchten wir uns fünf zentrale Erkenntnisse zu Schulden aus Graebers Buch und ihre Bedeutung für uns alle zu Gemüte führen.
Erkenntnis 1: Schulden – Eine Zeitreise
Die erste Erkenntnis führt uns zurück zu den Anfängen der menschlichen Gesellschaft, wo Schulden ihre Spuren hinterließen, lange bevor wir es uns vorgestellt hätten. Graeber beleuchtet, wie Geld und Märkte tatsächlich als Instrumente zur Regelung von Schulden in unseren sozialen Beziehungen entstanden. Historisch gesehen, haben Schulden viele bedeutende Wendepunkte – wie die französische und russische Revolution – maßgeblich beeinflusst und prägen bis heute unsere Weltordnung, wie die Finanzkrise von 2008 und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Griechenlands unterstreichen.
Erkenntnis 2: Schulden und Kredit – Eine Frage der Perspektive
Die zweite Erkenntnis liegt in der Unterscheidung zwischen Schulden und Kredit – zwei Konzepte, die oft durcheinander geraten. Schulden beziehen sich auf das, was wir schulden, während Kredit das ist, was uns anvertraut wurde – ob es sich nun um Geld oder um Vertrauen handelt. Kredit ist mehr als nur eine finanzielle Transaktion, er ist ein grundlegender Baustein, der das Funktionieren innerhalb der Gesellschaft ermöglicht.
Erkenntnis 3: Schulden – Ein moralisches und politisches Dilemma
Schulden sollten nicht nur als wirtschaftliche, sondern auch als moralische und politische Fragen betrachtet werden. Sie können sowohl als Mittel zur Kontrolle und Ausbeutung von Menschen durch die Machthabenden als auch als Weg zur Schaffung von sozialen Beziehungen auf der Grundlage von Vertrauen und nicht von Zwang oder Gewalt dienen.
Erkenntnis 4: Schulden und Ungleichheit – Eine unzertrennliche Verbindung
Schulden in der Gesellschaft waren immer eng mit Systemen der Ungleichheit verknüpft, die sich zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen manifestierten. Schulden wurden oft als Kontrollinstrument eingesetzt, um bestimmte Bevölkerungsgruppen auszubeuten und zu unterdrücken. Unabhängig davon, ob Schulden als Mittel zur Versklavung oder zur Bestrafung von Menschen, die sich nicht an soziale Normen halten, genutzt wurden, stammen sie stets aus ungleichen Machtverhältnissen in der Gesellschaft.
Erkenntnis 5: Schulden als Motor für sozialen Wandel
Schulden können auch Veränderung hervorrufen. Obwohl sie als Werkzeug zur Kontrolle von Menschen eingesetzt wurden, führten sie auch zu neuen Denkweisen über das Individuum und die Gesellschaft, die zur Entstehung von Wirtschaftstheorien wie dem Marginalismus beitrugen. In dieser Theorie unterliegt alles in unserer Wirtschaft den Marktkräften. Dies verdeutlicht, dass Schulden sowohl ein Werkzeug für soziale Kontrolle als auch ein Mittel für unsere eigene Ermächtigung sein können.
Graebers revolutionäre Einsichten: Die Rolle von Schulden in der neoliberalen Gesellschaft und unter Austeritätspolitik
Graeber postuliert, dass Schulden weit mehr als bloße wirtschaftliche Faktoren darstellen. Vielmehr handelt es sich um soziale und moralische Bindungen, die uns zu der Verpflichtung führen, das geliehene Geld samt Zinsen zurückzuzahlen. Dieses Verständnis von Schulden eröffnet uns nicht nur eine neue Perspektive auf individuelle Verschuldung, sondern gibt uns auch Einblick in unsere Gesellschaft als Ganzes. Etwa in die Austeritätspolitik in Griechenland, welche Graeber als eine weitere Schuldform für die Bürgerinnen und Bürger dieser Länder interpretiert. Im Laufe der Zeit müssen diese Schulden – zusätzlich belastet durch Zinsen und Strukturanpassungsprogramme wie Privatisierungen und Lohnkürzungen, die von der Troika (Europäische Union, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds) auferlegt werden – zurückgezahlt werden.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Betrachtung für unsere Gesellschaft? Laut Graeber spielt die moralische Verpflichtung zur Schuldenrückzahlung eine entscheidende Rolle in unserem Verständnis der modernen Wirtschaft.
Betrachten wir zum Beispiel das Bankensystem, so erweist es sich als Paradebeispiel für Geld als soziale Beziehung, nicht bloß als wirtschaftliches Mittel zur Schaffung von Wohlstand. Wenn Sie Geld von einer Bank leihen, entnehmen Sie es tatsächlich dem Einlagenkonto dieser speziellen Institution. Die Einlagen wiederum sind Darlehen an die Banken, für die sie Zinsen zahlen, um das verliehene Geld zu nutzen. Da der Großteil dieser Einlagen elektronisch und nicht in bar erfolgt (97% sind digital), basiert das gesamte System auf Buchhaltung.
Das erklärt die Effektivität von Banken – das gesamte Geldangebot basiert auf Buchhaltung. Daraus folgt, dass die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben und neue Darlehen zu generieren, ebenfalls auf Buchhaltung basiert. Wir können also sehen, dass Staatsverschuldung eine Rolle bei der Finanzierung von öffentlichen Dienstleistungen in Ländern spielt, denn ohne diese Schulden gäbe es keine Zinsen oder Gelder für diese Dienstleistungen. Dies unterstreicht, dass das Finanzsystem darauf angewiesen ist, dass wir weiterhin an Schulden als moralische Verpflichtung glauben.
Die gleiche moralische Verpflichtung ermächtigt die Regierung dazu, Steuern zu erheben und Geld von uns einzuziehen, das dann für öffentliche Dienstleistungen wie Gesundheitswesen, Straßenbau und Bildung verwendet wird. Wir alle tragen zu unserer Gesellschaft bei, indem wir durch Arbeit und finanzielle Beiträge unseren Anteil leisten. Das gegenwärtige System allerdings zeigt deutliche Schwächen und lässt viele Menschen sich entfremdet fühlen. Sie können ihre Schulden nicht zurückzahlen und werden so in die Armut getrieben.
Diese Faktoren verändern, wie wir über Schulden denken – sowohl im Bereich der persönlichen Finanzen als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Das Konzept der Verschuldung spielt in zahlreichen Bereichen eine zentrale Rolle: von Steuern über Staatsausgaben bis hin zum gesamten Finanzsystem.
Schulden sind ein komplexes Konzept ohne einfache Definition. Man könnte argumentieren, dass Schulden in gewisser Weise für die Gesellschaft und Wirtschaft vorteilhaft sind: Sie ermöglichen es den Menschen, Dinge zu kaufen, die sie sich sonst nicht leisten könnten, und sie bieten anderen die Möglichkeit zu Investitionen, die ohne Kreditaufnahme nicht realisierbar wären. Andererseits warnen viele Menschen vor den Risiken, die die aktuell hohe Verschuldung für unsere wirtschaftliche Zukunft birgt. Manche plädieren sogar für eine Erhöhung der Verschuldung, um unsere Wirtschaft anzukurbeln und den Menschen einen besseren Zugang zu Krediten zu ermöglichen (durch Senkung der Zinssätze).
Zusammenfassend lässt sich sagen: Schulden sind ein integraler Bestandteil unseres globalen Finanzsystems. Schulden müssen nicht nur als wirtschaftliche Transaktionen, sondern als soziale Beziehungen betrachtet werden. Geld und Märkte sind keine isolierten Phänomene, sondern tief in der Struktur unserer Gesellschaft verankert. Die Geschichte und Rolle von Schulden können nicht von ihrer Einbettung in menschlichen Beziehungen losgelöst betrachtet werden. Sie sind durch unsere Interaktionen mit anderen entstanden und haben sich als ein mächtiges Werkzeug herausgestellt, das sowohl zur Kontrolle als auch zur Befähigung von Menschen eingesetzt werden kann. Das Verständnis von Schulden aus dieser Perspektive ermöglicht es uns, ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf unsere Welt besser zu begreifen und uns auf die Herausforderungen vorzubereiten, die sie für unsere Zukunft darstellen könnten.
Angesichts des gegenwärtig hohen Schuldenstandes ist es allerdings angebracht, zu hinterfragen, ob Schulden uns tatsächlich dabei unterstützen, unsere finanziellen Ziele zu erreichen.
David Graebers tiefgreifende und weitreichende Erkenntnisse über die Rolle von Schulden in der Gesellschaft sind von unschätzbarem Wert. Unter den Bedingungen des Neoliberalismus und der Sparpolitik spielt die Verschuldung eine allgegenwärtige Rolle. Wir alle schulden jemandem etwas – ob unserem Arbeitgeber, der Regierung für Steuern, der Bank für Kredite oder sogar innerhalb sozialer Institutionen wie der Ehe, in der implizite Schulden entstehen können. Oft sind wir uns der Tragweite dieser Verbindlichkeiten nicht voll bewusst. Dieser Artikel hat einige der Veränderungen in unseren Haltungen zu Schulden im Laufe der Zeit diskutiert und wie sie sich in Bezug auf das aktuelle wirtschaftliche Klima weiterentwickeln könnten. Wie seht ihr das?
Monkee
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